Forschungsprojekt
Ausstellung "Herzog & de Meuron: Archeology of the Mind"

Forschungsprojekt
Prof. Dr. Philip Ursprung, Gastkurator
 

Ausstellung "Herzog & de Meuron: Archeology of the Mind"
im Auftrag des Canadian Centre for Architecture, Montréal


2000-2002

Gastkurator Philip Ursprung

Mehr als andere Architekten unserer Zeit stellen Herzog & de Meuron eine Herausforderung dar für die Grenzziehung zwischen Architektur und Kunst. Die Ausstellung handelt davon, wie sie die Architektur zum Dialog mit der heutigen Kunst bringen und sie der Zukunft wie der Vergangenheit gegenüber öffnen. Ausgehend von der lebendigen Basler Kunstszene, dem kulturellen Erbe der Stadt sowie der Faszination für die transformierenden Kräfte der pharmazeutischen Industrie läuft ihr Interesse für Oberfläche und Material, für Opazität und Transparenz, sowie für die Funktion und Wandelbarkeit von Bildern der Praxis von Fotografen und Künstlern parallel, von Karl Blossfeldt bis Joseph Beuys. Für ihre Architektur haben sie diese Parallelen fruchtbar gemacht und weiter entwickelt, so dass sie heute eine zentrale Rolle innerhalb der visuellen Kultur spielen. Die Ausstellung konfrontiert ihre Arbeit sowohl mit den Kunstwerken und Themen, die sie am meisten beschäftigt haben, als auch mit der Perspektive von Künstlern auf ihr architektonisches Werk.

Zwei Metaphern werden ins Spiel gebracht, um diese Beziehungen zu erhellen. Einerseits der Begriff der "Naturgeschichte", namentlich des naturgeschichtlichen Museums des neunzehnten Jahrhunderts. Andererseits die Idee des "bedruckten Materials". Ihre Projekte lassen sich wie Geschichten in einem Buch lesen, dessen Kapitel durch fortwährendes Umschreiben von früheren Kapiteln entstehen. Herzog & de Meuron bringen die Architektur zum Reden - nicht durch Zitate und Typologien, sondern durch die Organisation und Transformation der rohen, alltäglichen Materialien der Fassaden ihrer Bauten. Von den ersten Skizzen auf Papier zu dem fertigen Projekt ist der physische Abdruck - der zeitlich begrenzte Moment, wo eine Sorte Material eine andere trifft - ein Leitmotiv in ihrem Werk. Ihre Bauten scheinen dazu da zu sein, die mysteriösen und schönen Momente darzustellen, in denen Material umschlägt in Bedeutung.

Ausstellung unter dem Titel „Herzog & de Meuron: Archéologie de l’imaginaire“ im Canadian Centre for Architecture, Montréal, Oktober 2002-April 2003.

Eine veränderte Ausstellung, konzipiert von Herzog & de Meuron, wurde gezeigt im Schaulager Basel (2004), NAI, Rotterdam (2004), Tate Modern, London (2005).